Hallo zusammen,
ich habe mir mal die Antworten durchgelesen - sehr interessant und ich kann das ab... man weiß ja, auf was man sich im Internet und sozialen Medien einlässt. Hab ich auch nicht anders erwartet - ich bin schon groß und man wird das Motorrad in der nächsten Saison öfters mal beim Strack an der Nordschleife sehen - gerne kann man mich dann mal ansprechen, auch wenn das im Real-Life manchmal schwierig ist. Ich beiße jedenfalls nicht...
Wenn das Werbung wäre, dann hätte ich hier Firmen und anderes genannt - mich interessiert, wie andere Motorradfahrer darauf reagieren. Sicherlich auch beruflich, wenn das jeder "suboptimal" findet, dann kann ich meine Zeit auch anders verbringen und man kann keine Logos sehen - wer sich jetzt die Arbeit gemacht hat und nach Riemenumbauten gegoogelt hat, wird da wohl was gefunden haben. Ob das die Firmen sind? Es gibt in Europa jedenfalls mehrere, die in der Vergangenheit das Thema beackert haben und Zeitschriften haben manche Umbauten als mehr oder weniger gut bewertet. Man kann sicher streiten, ob Zeitschriften ihre Artikel objektiv schreiben oder nach Werbeeinnahmen färben - hier nicht Bestandteil der Diskussion. Ich spreche nicht mit den Motorradfahrern, sondern mit den Herstellern und es interessiert mich auch, was außerhalb meiner Blase so gedacht wird.
Bei PDL gibt es ja auch die unterschiedlichsten Meinungen und jemand der Czech oder S100 auf die Kette sprüht bekommt ähnlich Ausschlag, wie die überzeugten PDL-Fahrer, wenn sie über PDL vs. S100 oder Scott-Oiler diskutieren. 45k km mit der Kette heißt jedenfalls, dass diese gepflegt wird. Das ist aber eher überdurchschnittlich - kann mir vorstellen, dass eine Abstimmung sich eher so bei +/- 20k km einpendeln wird. Für den Riemen reicht mir Wasser.
So, einige Fragen möchte ich gerne beantworten. Ich hab das jedenfalls in der Vergangenheit - vor langer Zeit, als Motorräder noch Vergaser hatten und eine LC4 und 990 Duke einem die Plomben aus den Zähnen geschüttelt haben - gefahren und es hat mir sehr gefallen, weil Kettenschlagen kein Problem mehr war und die Motorräder schon bei niedrigeren Drehzahlen runder gelaufen sind. Wenn man sich heute Motorräder anguckt und merkt, wie rund die Zweizylinder von Yamaha, Suzuki oder KTM laufen, dann ist das sicher auf die deutlich aufwändiger herausgefahrenen Kennfelder beim Hersteller zurückzuführen. Da gibt es sicherlich weniger bis gar keinen Verbesserungsbedarf mehr. Hier hat auch sicher der Ruckdämpfer Einfluss. KTM baut knüppelharte Ruckdämpfer ein, die schon fast mit Gewalt eingebaut werden müssen und Yamaha macht das etwas anders - hab ich jedenfalls beim Einbau so empfunden. Hier höre ich gerne von den Spezialisten, wie sich das bemerkbar macht.
Ein Umbau würde sicher mehr als 500 € kosten - wenn man sich überlegt, dass es keine großen Stückzahlen sind, dann ist klar, dass die Teile für mein Motorrad aus dem Vollen gefräst wurden. Die vordere Riemenscheibe (so nennt man das Ding) wurde nitriert und die hintere Harteloxiert - beides wegen Verschleiß. Der Riemen, der montiert wurde ist ziemlich aggressiv gegenüber "weichem" Aluminium und es geht ja auch um leichte Pflege und Dauerhaltbarkeit. Der Umbau lohnt also aus finanziellen Antrieb derzeit nicht - macht es Sinn Geld für einen Auspuff auszugeben, der besser aussieht als die Serie und im Zweifel lauter ist? Die Aluteile von Yamaha/Gilles machen wahrscheinlich auch keinen Sinn. Mir macht es Spaß, dass mein Motorrad anders als die anderen ist. Wer die Kosten für die Programmierung einer Mehrachsen-Fräse einschätzen kann, kommt bei 500€ für den Aufwand jedenfalls nicht mehr aus dem Lachen raus. Eine DID für die man beim Händler 100 und mehr Euros ausgibt, kostet auch nur einen Bruchteil.
Kraftübertragung besser - kommt drauf an, was man unter besser versteht. Da der CP03 schon gut rund läuft ist ist die Yamaha sicher nicht das optimale Motorrad, um hier was zu verbessern. Auf einer Royal Enfield merkt man schon eine deutliche Verbesserung, aber die benutzen auch Plastikbuchsen im Fahrwerk und das kann man dann auch schlecht machen durch falschen Einbau. Der Wirkungsgrad ist vergleichbar mit der Kette - ok eine neue Kette ohne O-Ringe ist da um 1...2/10 besser, die wird aber auch nach jedem Rennenn wieder weggeworfen. O-Ringe sind aus Gummi und haben da auch einen eher negativen Einfluß (Hysterese). Ein Riemen verschleißt/längt sich nicht über die Lebensdauer. Wenn der Riemen sich längt, dann ist das ein Zeichen für das nahe Ende. Ein Riemen wird durch Biegewechsel und Abscherung der Zähne versagen.
Schwinge kürzer - ja, um ca, 6 cm. Ich habe jetzt keine Nachteile bzgl. der Traktion festgestellt. Fährt deutlich handlicher und kommt etwas besser aufs Hinterrad - kann man aber durch die Federhärte und Dämpfungseinstellung ausgleichen. Falls mein Fahrwerksguru aus dem Selfkant sich nach den Operationen wieder fit fühlt, wird er da sicher auch mal Hand anlegen. Die DLC Beschichtung an der Gabel kann man auch hinterfragen, mir gefällt das aber . Ich habe aber auch keine Rennstreckenerfahrung außer der Nordschleife und das gebe ich mir schon lange nicht mehr beim Touristenfahren, weil die M3 und GT3 mich in jeder Kurve überholen können und in den Bremszonen kann ich mir schöneres Vorstellen, als von einem Michael Schumacher auf die Hörner genommen zu werden. Für das jährliche Training beim Action-Team oder beim Doc Scholl reicht es jedenfalls für eine eher schnellere Gruppe - mit der Superduke komme ich da auch eher im 8 min Bereich drüber.
Die Lösung von Erik Buell ist schon nahe am Ideal, aber bedeutet auch ein zusätzliches Bauteil, das kaputt gehen kann und bezahlt werden muss. Für einen Riemen ist die Lösung von Zero mit koaxialer Motorwelle und Schwingenachse ideal. Die sich aus der Geometrie/Kinematik ergebende Änderung des Achsabstandes beim Einfedern ist jedenfalls für eine Kette kein Problem, wogegen es Motorräder gibt, die dadurch den Einbau eines Riemens unmöglich machen.
Ein Riemen benötigt im Gegensatz zur Kette eine Vorspannung um Kraft zu übertragen - d.h. auf den Lagern ist auch eine Last, wenn das Motorrad z.B. im Winter in der Garage steht. Bei der Übertragung der Leistung durch eine Kette treten auch Lagerlasten auf - wenn also durch die Last des Riemens ein Problem mit den Lagern entsteht, dann hat das Motorrad ein ganz anderes Problem. Ich weiß, dass beim Stillstand Punktlasten zwischen den Lagerringen auftreten, die für ein Lager schlechter sind als Betriebslasten. Dazu gibt es aber Faktoren, die wir schon im ersten Semester Maschinenbaustudium in der Lagerauslegung berücksichtigt haben.
Gewicht - die Riemenscheiben sind eher schwerer als die Kettenblätter, der Riemen ist aber als Kunststoffbauteil mit Kohlefaser-Zugkörpern deutlich leichter als eine Kette. In Summe ist das leichter. Das größte Zusatzgewicht ist die kleine Riemenscheibe am Motor. Der Einfluss des Massenträgheitsmoments ist aber so gering, dass das bisher niemand gespürt hat. Der Einfluss der Reduzierten Fliehkraft durch den deutlich leichteren Riemen stellt aber auch niemand fest... Gewicht ist bei einer Alu-Riemenscheibe hinten kein Problem bzgl. ungefederter Massen, ich hab mir da eher Sorge wegen der Massenträgheiten gemacht - ist wohl nicht der Fall.
Antisquad und Wirkung des Riemens auf die Federwirkung - wie gesagt, auch die Kette zieht an den Kettenblättern und da machen sich die Entwicklungsingenieure der Hersteller große Gedanken. Ich bin in meinem Fahrkönnen so begrenzt, dass ich die rechnerisch so gut wie nicht vorhandenen Unterschiede nicht feststelle.
Quietschen - ein leidiges Thema und das zeigt, dass irgendwas falsch gemacht wurde. Leider sind viele Werkstätten nicht in der Lage, den Riemen richtig einzubauen und einzustellen. Da sollte einem die Qualität der Werkstatt eher zu denken geben. Einige sind schon mit dem richtigen Einstellen eines Lenkkopflagers überfordert.
Ich freu mich jedenfalls über weitere Reaktionen - auch von den Herren, die mich vermeintlich hart angegangen haben. Von Köln bis zum Strack ist es jedenfalls nicht weit und wie schon oben geschrieben, ich bin groß und habe keine Sorge, wenn man mich anspricht.
Viele Grüße