Was man an dieser Diskussion ganz gut sieht ist die verschobene Wahrnehmung: die Mehrheit derer, die sich nen Zettel für den großen Fußzeh abholen oder die Treppe durch eine Rampe ersetzen lassen müssen, sind nicht die "Raser" oder die, die flott unterwegs sind. Das mag zwar so aussehen, da in Unfallberichten häufig von "überhöhter Geschwindigkeit" die Rede ist, aber der Ausdruck kommt oft pauschal auf alles drauf, was ein Alleinunfall war und sich in einer Kurve zugetragen hat.
Viel häufiger sind es die, die wenig Fahrpraxis haben (oft wird XX Jahre den Führerschein haben mit Fahrpraxis verwechselt) und die, die sich mit ihrem Motorrad nie aus der "bummel Zone" hinausgetastet haben. Solche Fahrer sind mit unerwarteten Situationen schnell überfordert (Split in der Kurve, die Kurve zieht mehr zu als gedacht) und oft scheitert es an der richtigen Kurvenlinie und die Angst davor, noch etwas Schräglage drauf zu packen wenn es nötig wird.
Unfälle, an denen "die Anderen" Schuld haben kommen dann noch hinzu, aber auch da muss man klar sagen: das wäre oft vermeidbar gewesen, wenn man die Zeichen richtig gedeutet hätte.
Nicht falsch verstehen: wenn man das, was man durch Fahrpraxis, Trainings und Erfahrung an Sicherheit nach oben hin drauf packt, durch einen permanent riskanten und immer riskanter werdenden Fahrstil wieder aufzehrt, hat man nichts gewonnen dabei. Aber man darf sich da nicht in die Irre führen lassen von der Berichterstattung und den verwendeten Begriffen wie "überhöhte Geschwindigkeit".
Nüchtern betrachtet bieten agile Motorräder mit Beschleunigungsreserven durchaus einen Sicherheitsgewinn. Einem Auto, das aus einer Parkbucht ausschert, weicht man mit einer XSR deutlich leichter aus, als mit einer Road Glide und sollte man sich doch mal beim abbiegen auf eine Straße beim ankommenden Verkehr verschätzen, bringen einen 115PS deutlich leichter aus der Gefahrenzone als 50PS.