...da jetzt viele von uns mitten in Umbaumassnahmen sind oder vielleicht an der Urlaubsplanung sind, dachte ich mir ein "kleiner" Urlaubsbericht aus unsere Kroatientour 2021 mit euch teilen. Ich habe es selber nicht geschrieben war aber bei jeder Schandtat dabei ... viel spass bei lesen.
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Kroatien verbinden die Meisten mit Badeurlaub und der Jadranska Magistrale. Die berühmte Küstenstraße reicht von Slowenien bis nach Montenegro und gehört zu den Traumstraßen Europas. Doch Kroatien kann noch viel mehr. Christoph Berg, der Autor des Motorrad-Reiseführers Kroatien, begab sich mit einer Bikergruppe auf Entdeckungsreise.
Als Ausgangspunkt wählten wir die uns wohl vertraute Pension Zélinc in Cerkno in Slowenien. Paulo reiste aus der Schweiz an. Edi, Rich und Roland fuhren bereits zwei Tage früher los, weil sie sich noch die Großglockner-Hochalpenstraße gönnen wollten. Andy, Siggi und Martin reisten auf dem schnellsten Weg über die Autobahn an, und ich stieß von meiner neuen Friaul-Reportage für den „Alpentourer“ direkt dazu. Beim gemeinsamen Abendessen waren wir schließlich komplett, und am nächsten Tag ging es los in Richtung Istrien. Am kleinen Grenzübergang bei Socerga betraten wir kroatischen Boden.
Unser erster Stopp war das autofreie Motovun. Der Geburtsort des ehemaligen Formel 1-Weltmeisters Mario Andretti thront wie ein Adlerhorst auf einem Berg und ist die Trüffel-Hauptstadt Europas. Autofahrer müssen unten gebührenpflichtig parken. Biker dürfen passieren und oben am Ortsrand frei parken. Ein sehr sympathisches Dörfchen mit sensationellem 360°-Sahnerundumblick ! Statt an der Küste entlang, entschieden wir uns für das einsame Hinterland über das Geisterdorf Dvigrad bis nach Pula an der Südspitze Istriens. Besonders sehenswert ist das außergewöhnlich gut erhaltene Amphitheater, in dem bereits die Rolling Stones und andere Musikgrößen auftraten. Hier stießen wir auf die Jadranska Magistrale, die uns am schönsten Küstenabschnitt Istriens entlang bis nach Rijeka führte. Unsere erste Nacht verbrachten wir im Botel Marina, einer ausrangierten Autofähre, die zu einem schwimmenden Hotel umgebaut wurde.Geplant war, am nächsten Tag ein paar Runden im frisch renovierten Autodrom Grobnik zu drehen. Aber leider war die Rennstrecke gebucht, und so waren wir nur Zaungäste, was aber trotzdem spannend war, da wir uns auch im Fahrerlager frei bewegen durften. An der traumhaften Küste entlang, wedelten wir weiter gen Süden bis zum gewaltigen Velebit-Gebirge. Über eine panoramareiche Passstraße näherten wir uns über die Westrampe dem anspruchsvollen Veliki-Alen-Pass und nahmen, teilweise auf Schotter, Kurs auf den Nationalpark Plitvicer Seen, der auch Drehort der Karl-May-Verfilmung „Der Schatz im Silbersee“ war. In dichtem Waldgebiet hat der Korana-Fluss 16 Seen ausgebildet, die über unzählige Wasserfälle und Stromschnellen miteinander verbunden sind. Über Holzstege lässt sich das Gebiet tagelang erwandern.
Ganz in der Nähe befindet sich die Airbase Željava, seinerzeit die größte Flugzeugkaverne Europas und heute ein echter Lost Place. Erster Hinweis auf die Anlage ist eine ausrangierte Douglas C-47, die wir dankbar als Fotomotiv nutzten. In den in den Fels gehauenen und bis zu 500 Meter langen Hangars hatten 80 MIG-21 Kampffluzeuge Platz. Sie sind heute noch befahrbar, aber ziemlich gespenstisch das Ganze.Zurück an der Küste setzten wir mit der Fähre über auf die Partyinsel Pag, von der aus sich das Velebit-Bollwerk auf dem Festland nochmal eindrucksvoll präsentierte. Im Süden ist die Insel über die 35 Meter hohe, eindrucksvolle Einbogen-Brücke Paški most mit dem Festland verbunden. Über sie gelangten wir schließlich nach Zadar. Besonders sehenswert sind dort zwei Kunstobjekte an der neu gestalteten Uferpromenade. Die „Meeresorgel“ setzt den Wellenschlag an die Kaimauer über eingelassene Pfeifen in Musiktöne um. Der „Gruß an die Sonne“ ist eine kreisrunde, mit LED-Lampen bestückte Solar-Plattform. Die über den Tag gespeicherte Lichtenergie wird in den Abendstunden über Lichtreflexe wieder abgegeben und erzeugt ein eindrucksvolles Lichtspiel.Das Winnetou-Filmteam drehte nicht nur an den Plitvicer Seen, sondern auch im Zrmanja-Nationalpark. Im Film heißt der Fluss Rio Pecos, und über eine Schotterpiste gelangten wir zum „Pueblo“, dem schönsten Aussichtspunkt in die Schlucht. Dort kämpfte Old Shatterhand im Film gegen Intschu-Tschuna, Winnetous Vater, um sein Leben.
Zu einem wahren Highlight wurde schließlich die mautpflichtige Auffahrt zum 1.762 Meter hohen Sveti Jure. Die asphaltierte Straße durch den Biokovo-Naturpark ist die höchste Straße Kroatiens. Auf dem Weg zum Gipfel passierten wir den neuen Skywalk, ein Glasbodenweg, 1.228 Meter über dem Meer. Andy war nicht zu bewegen, sodass leider nur ein unvollständiges Gruppenbild entstand. Aber auch die Auffahrt zum panoramareichen Gipfel ist nichts für nervenschwache oder nicht schwindelfreie.Um nach Dubrovnik zu kommen, mussten wir zweimal die kroatisch-bosnische Grenze überqueren. Ab 2022 fällt das flach, denn die neue, 420 Mio Euro teure Brücke zur Halbinsel Pelješac ist fast fertig. Dubrovnik ist immer eine Reise wert. Wir hatten Glück, denn es war relativ wenig los in der Altstadt, vermutlich coronabedingt. Außerdem gönnten wir uns am nächsten Morgen eine Fahrt mit der Seilbahn zum 408 Meter hohen Hausberg Srđ mit phantastischer Sicht auf die Bucht und die Altstadt.
Wir waren gespannt auf den Nordteil Kroatiens. In Slawonien tobte der Balkankrieg vor 30 Jahren besonders heftig. Würde man noch etwas erkennen aus dieser Zeit ? Um das herauszufinden, kurvten wir durch das wunderschöne Neretva-Tal über Mostar mit der berühmten Brücke bis nach Osijek. Mitten in der Altstadt bezogen wir unser Hotel Trvđa mit Sauna und Swimmingpool auf dem Dach. Die Rundtour am nächsten Tag machte deutlich, wie sehr die Region noch immer unter den Folgen des Bürgerkriegs leidet. Besonders in Vukovar stehen noch viele Ruinen aus dieser Zeit. Der fast völlig zerstörte, gigantische Wasserturm wurde saniert und dient nun als Museum und Mahnmal des Krieges. Und so gibt es noch viele weitere Gedenkstätten und Ruinen in Slawonien, einer Region, in der Kroaten und Serben weitgehend in zwei Parallelwelten leben.Durch das völlig naturbelassene Sava-Tal mit noch frei lebenden Posavina-Pferden näherten wir uns allmählich wieder der Heimat. Einen Abstecher zu einem weiteren eindrucksvollen Lost Place ließen wir uns jedoch nicht nehmen. Die Gedenkstätte Petrova Gora für die in der Region im 2. Weltkrieg gefallenen jugoslawischen Partisanen sieht aus wie aus einem Science Fiction-Film. Das Gebäude besteht aus mehreren Architekturelementen und sollte als Museum dienen. Nach dem Tod Titos schwand das Interesse an der Gedenkstätte, und so verfällt es zusehends. Vor allem die Außenverkleidungen aus Edelstahl erfreuen sich großer Beliebtheit und werden immer weniger.
Über die Biermetropole Karlovac passierten wir schließlich bei Jurovski Brod wieder die slowenische Grenze und beendeten unser Kroatien-Abenteuer nach 3.500 Kilometern mit dem guten Gefühl, dass nächstes Jahr die nächste Gruppenausfahrt stattfinden wird. Da sind wir uns alle einig.