Beiträge von Aries

    Ich hatte mir vorher schon überlegt, ob ich es schreiben soll, wollte es aber nicht verkomplizieren. Jetzt schreibe ich es halt doch.

    In der MotoGP oder in der WSBK (wahrscheinlich auch in der IDM) wird auf manchen Strecken die Schwingengeometrie tatsächlich absichtlich so gewählt, dass beim Beschleunigen das Heck nach oben geht um dadurch ein besseres Turning beim Rausbeschleunigen aus Kurven zu bekommen. Aber die Jungs sind halt schon echt krank unterwegs und bewegen ihr Motorrad quasi permanent im instabilen Zustand am Limit. Das ist halt echt ein Thema für sich und hat mit dem normalen Motorradfahren nicht mehr viel zu tun.

    Ja, die Massenverlagerungskräfte wirken waagerecht im Massenschwerpunkt von Motorrad und Fahrer und erzeugen dadurch ein Moment, welches dass Heck nach unten drückt. Normalerweise ist die Schwinge so ausgelegt, dass der Schwingendrehpunkt über dem Raddrehpunkt liegt und so durch die Zugkraft an der Kette ein Moment entsteht, das entgegengesetzt wirkt und probiert das Heck nach oben zu drücken. Im Idealfall heben sich die Kräfte auf, sodass das Federbein diese Kräfte nicht kompensieren muss und nur die Fahrbahnunebenheiten ausgleichen muss. In der Praxis sollte die Schwingengeometrie aber so ausgelegt sein, dass beim Beschleunigen die Summe aller Kräfte das Heck leicht einfedern lassen. Wenn das nicht so wäre und das Heck tatsächlich beim Beschleunigen ausfedern würde, würde dir auch jedes mal der Negativfederweg ausgehen und das Federbein wäre nicht mehr in der Lage Fahrbahnunebenheiten auszugleichen. Sprich, du würdest bei Unebenheiten sehr schnell den Grip am Hinterrad verlieren.

    Ja, durch die Zugkraft an der Kette beim Beschleunigen entsteht ein Moment um den Schwingendrehpunkt, wodurch das Heck normalerweise angehoben wird. Im Fahrbetrieb federt das Heck aber trotzdem ein, da die Gewichtskraft von Fahrer und Motorrad, welche beim Beschleunigen auf das Hinterrad verlagert wird, eigentlich immer größer ist und die Summe aller Kräfte das Heck nach unten drückt. Wenn du dein Motorrad aber vor eine Wand oder auf den Prüfstand stellst, wirkt beim Beschleunigen auf das Motorrad selbst keine Beschleunigung und die Kräfte durch die Massenverlagerung fallen weg, das Moment um den Schwingendrehpunkt bleibt aber und drückt das Heck dann nach oben.

    Mag ja sein, dass es nicht immer so war und von Yamaha irgendwann mal geändert wurde, aber bei meiner XSR900 Bj. 2019 waren z.B. in der Originalgabel progressive Federn verbaut. Lediglich die Federrate ist bei der XSR vom Werk aus doch eher etwas soft gewählt und war für mein Gewicht schon eine ganze Spur zu weich. Die Dämpfung hat eigentlich ganz gut gepasst. Nur bei kühleren Temperaturen unter 10 °C war die Gabel dann aufgrund der schlechteren Viskosität des Öls etwas überdämpft und hat beim sportlichen Anbremsen in Kurven auf Bodenunebenheiten etwas störrisch reagiert.


    Möglicherweise täusche ich mich ja, aber wenn ich das heranziehe, was du bisher hier im Forum zu Fahrwerken geschrieben hast, dann würde ich dich doch schon eher als jemanden sehen, der ein sehr sportlich abgestimmtes Fahrwerk bevorzugt. Sprich jemand der gerne sportlich ambitioniert in Kurven reinbremst und rausbeschleunigt. Ich meine, dass du irgendwann mal sogar geschrieben hast, dass du dein Fahrwerk auf 90 % Rennstrecke und 10 % Landstraße hast abstimmen lassen. Wenn man diesen Anspruch an ein Fahrwerk hat, dann wird man mit dem Serienfahrwerk definitiv nicht glücklich werden. Aber ich denke auch, dass ein Großteil der Motorradfahrer gar nicht diesen doch sehr sportlichen Ansatz verfolgt und dann mit so einem sportlich abgestimmten Fahrwerk nicht zwingend glücklich wird. Ein Teil der Leute wird damit wahrscheinlich sogar mehr Probleme bekommen als mit dem originalen Serienfahrwerk. Für diejenigen wären dann nicht nur die Kosten für neue Gabelfedern und -öl überschaubar, sondern auch der Benefit.

    Ich bin die Neue noch nicht gefahren, aber ganz allgemein kann man an jedem Motorrad mit entsprechenden Anpassungen vom Fahrwerk oder auch schon mit Reifen große Unterschiede in verschiedenste Richtungen beim Fahrverhalten erzielen. Das setzt allerdings voraus, dass man selbst auch die Muse hat, sich mit dem Thema Fahrwerk, Fahrwerksgeometrie und Reifen etwas intensiver auseinanderzusetzen. Wer das nicht möchte ist wahrscheinlich besser beraten sich ein Motorrad zu kaufen, wo es durch Zufall bereits von Anfang passt. Generell sollte es aber kein Problem sein, das Fahrverhalten der Alten an das der Neuen anzugleichen.


    Die Probleme, die du mit der Alten in engen schnellen Kehren hast, lassen vermuten, dass bei dir die Front im Vergleich zum Heck möglicherweise etwas zu hoch ist und du dadurch etwas zu viel Nachlauf hast. Problem beim Originalfederbein ist halt, dass es etwas sehr unterdämpft ist und dadurch das Heck beim Rausbeschleunigen aus Kurven sehr weit einsinkt, wodurch sich der Nachlauf vergrößert und du dann weit gehst. Wenn du die Federbasis vorne aber etwas runterstellst und hinten etwas hoch, dann sollte sie sich dadurch schon etwas leichter einlenken lassen und beim Rausbeschleunigen auch nicht mehr so weit gehen. Wenige mm können hier teilweise schon einen großen Unterschied machen.

    Es kann einen großen Unterschied machen, aber muss nicht. Das hängt doch sehr stark vom Gewicht des Fahrers und dessen Vorlieben und Fahrstil ab. Wenn das Grundsetup der Originalgabel schon recht gut zum Fahrer passt, dann wäre der Unterschied doch eher gering. Aber ja, mit anderen Gabelöl, Federraten, Luftpolster, kann man bei Bedarf schon große Veränderungen an der Gabel vornehmen. Sobald man mit seinem Gewicht oder Fahrstil etwas von der Norm abweicht, ist es auf alle Fälle eine Option, wo es sich lohnt mal näher anzuschauen, da es auch echt nicht die Welt kostet.

    Wow, 7/8 mm neu ist aber wirklich viel. Und ich habe immer gedacht, dass der CRA3 mit seinen 7,1/7,2 mm schon tiefe Krater hat. Und noch 7 mm Restprofil nach 4000 km ist echt wenig Verschleiß, das wären ja hochgerechnet gut 20.000 km Gesamtlaufleistung!8| Bist du dir sicher, das du den Hinterreifen nicht zwischendrin schon mal gewechselt hast?:/

    Wieviel Restprofil hast du denn noch drauf?