Beiträge von Aries

    Ohja, das aktuelle Rahmenkonzept mit dem CP3 könnte ich mir bei einem Sportler schon eher vorstellen als bei einer XSR. Bin mal gespannt ob die R9 wirklich kommen wird. Gibt ja gerade nicht wirklich viele Sportler für die Landstraße und könnte mir daher auch vorstellen, dass die sich richtig gut verkaufen würde.

    Das ist ja der Punkt. Die Abstimmung des ABS bei der XSR ist schon, sagen wir mal sportlich ausgelegt, und lässt auf trockener Straße schon eine extreme Verzögerung zu bevor es überhaupt mal anfängt zu regeln. Bei den Vollbremsungen die ich gemacht habe, ist der Eingriff vom ABS auch immer nur sporadisch und nie durchgängig gewesen. Bei anderen Motorrädern von anderen Herstellern werden die Eingriffszeiten vom ABS teilweise deutlich früher gewählt, sodass das ABS bereits bei geringeren Verzögerungen anfängt einzugreifen und dann häufig auch bis kurz vor dem Stillstand durchgängig regelt.

    Hast du bei deiner Vollbremsung eigentlich vorne und hinten gebremst und hat das ABS während deines Bremsvorgangs überhaupt mal ausgelöst?

    Und was ist, wenn vorne und hinten von den ABS-Sensoren 100 ms kein Signal kommt?;)

    Generell spielt es ja erstmal keine Rolle, ob ich nur ein Rad oder zwei Räder betrachte. Das Problem, dass anhand der Signale vom ABS-Sensor nicht sicher gesagt werden kann, ob ein Rad gerade tatsächlich blockiert oder nicht bleibt bestehen.

    Der Abgleich der jeweiligen Drehzahl beider Räder ist eine zusätzliche Möglichkeit, ein womöglich blockierendes Rad zu erkennen. Allerdings weiß ich nicht, ob ein Abgleich in der Praxis wirklich notwendig ist. Man kann zwar anhand der Signale vom ABS-Sensor nicht sicher sagen, ob ein Rad tatsächlich blockiert, aber man weiß ja im Grunde schon irgendwo recht gut, wann das Rad eben mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf trockener Straße blockiert und wählt dann die Eingriffszeiten auch extra so, dass das ABS normalerweise kurz vorher eingreift.


    Eigentlich nicht. Dadurch, dass du mit den Eingriffszeiten festlegst, um wieviel größer der aktuelle Abstand zwischen zwei Signalen gegenüber dem Abstand der letzten beiden Signale höchstens sein darf, legst du ja eigentlich eine maximal zulässige Geschwindigkeitsveränderung fest, was im Grunde nichts anderes ist als eine maximal zulässige Verzögerung, die in dem jeweiligen Augenblick während des Bremsvorgangs auf das Motorrad einwirken kann. Wenn die Eingriffszeiten vom ABS nun so gewählt wurden, dass unter normalen Umständen zu keinem Zeitpunkt eine Verzögerung erreicht wird, die notwendig wäre um einen Stoppie zu machen, dann wird sich das auch durch zusätzlichen Grip am Vorderrad nicht ändern. Natürlich ist es immer noch möglich unter gewissen Umständen einen Stoppie zu machen. Z.B. wenn man bergab eine Vollbremsung macht oder wenn man durch Verlagern des eigenen Körbergewichts Richtung Vorderrad oder durch entsprechende Beladung des Motorrades den Gesamtschwerpunkt von Motorrad und Fahrer/Zuladung so ungünstig verschiebt, dass dadurch die Stoppieneigung vom Motorrad größer wird und dadurch deutlich geringere Verzögerungskräfte ausreichen um das Heck zum Abheben zu bringen.


    Wie schon gesagt, kann der ABS-Sensor nicht wirklich erkennen, ob ein Rad aufgrund einer rutschigen Straße bereits blockiert und deshalb innerhalb des vorgegebenen Zeitraums noch kein neues Signal vom Sensor kommt oder ob aufgrund von hervorragenden Gripverhältnissen das Rad so stark verzögert und sich dadurch nun so langsam dreht, dass deshalb innerhalb des vorgegebenen Zeitraums noch kein Signal vom ABS-Sensor kommt. In beiden Fällen wird das ABS nach erreichen des vorgegebenen Grenzwertes die Bremse wieder öffnen bzw. den Bremsdruck verringern.

    Das ist ja auch der Grund, warum Hobbyrennfaher auf der Rennstrecke i.d.R. keine Fans vom ABS sind, denn obwohl hier Slicks bei optimalen Rahmenbedingungen deutlich mehr Grip bieten und dadurch deutlich bessere Verzögerungen beim Bremsen möglich wären als mit normalen Straßenreifen, macht das ABS trotzdem nach Ablauf des voreingestellten Zeitraums auf und fängt an zu Regeln, sodass der zusätzliche Grip vom Slick beim Bremsen gar nicht genutzt werden kann.

    Ich habe doch gar nicht behauptet, dass ein ABS eine Abhebeerkennung oder eine Stoppiekontrolle ersetzten kann. Ich würde jetzt auch dem Auszug von MOTORRAD nicht widersprechen. Das ABS mit ABS-Sensor und ABS-Ring ist aufgrund der Art der erfassten Daten genauso wenig in der Lage tatsächlich einen Stoppie zu erkennen, wie es auch nicht in der Lage ist tatsächlich ein blockierendes Rad zu erkennen. Ich habe nur gesagt, dass die Wahl der Kriterien, die festlegen wann ein ABS in den Bremsvorgang eingreift auch einen Einfluss darauf haben können, ob ein Motorrad einen Stoppie macht oder nicht.

    Du darfst mich jetzt gerne korrigieren, aber so wie ich dich bisher verstanden habe, behauptest du, dass die Stoppieneigung von einem Motorrad bei einer Vollbremsung auf trockener Straße ausschließlich von der Geometrie des Motorrads bzw. von den physikalischen Gegebenheiten abhängt und das ABS dabei keine Rolle spielt, da es eh immer erst auslöst wenn das Rad blockiert und dann das Hinterrad normalerweise schon längst in der Luft hängt. An sich würde ich dir hier auch zustimmen, wenn es denn so wäre, dass das ABS tatsächlich immer erst auslöst wenn das Rad blockiert, sprich das ABS sich in Abhängigkeit von den momentanen Gripverhältnissen erst dann einschaltet, wenn der Grip abreißt und das Rad blockiert. Das ist aber nur mit einem ABS-Ring und einem ABS-Sensor unmöglich. Mit einem ABS-Ring und einem ABS-Sensor kannst du lediglich geschwindigkeitsbezogene Eingriffszeiten für das ABS vorgeben, welche dann vom ABS immer gleich umgesetzt werden, völlig egal ob die Straße rutschig oder trocken ist.

    Mit unterschiedlicher Programmierung der Eingriffszeiten vom ABS meine ich nur den Zeitpunkt wann das ABS anfängt zu regeln bzw. wann es auch wieder aufhört zu regeln. Ich meine nicht die vom Steuergerät vorgegebenen Regelzeiten und -intervalle, wenn das ABS bereits am Regeln ist. Warum können die Eingriffszeiten für das ABS, bei der Verwendung des gleichen Steuergerätes, für ein anderes Modell nicht auch anders programmiert sein? Das ein Mechaniker keine Möglichkeit hat die Programmierung vom ABS-Steuergerät nachträglich zu ändern finde ich nicht ungewöhnlich. Das Risiko, dass bei einem Fehler des Steuergeräts der Mechaniker dann beim Reparaturversuch womöglich einen Fehler macht, wäre mir als Entwickler mit Blick auf die möglichen Folgen viel zu groß, sodass ich bei einem Fehler vom Steuergerät auch immer sicherheitshalber gleich das ganze Steuergerät tauschen lassen würde.

    Ich habe auch andere Motorradmarken erwähnt, da Graezer in seinem ersten Beitrag, auf welchen du geantwortet hast, ebenfalls Vergleiche zum Ansprechverhalten von ABS-Systemen bei anderen Motorradmarken gemacht hat.

    Die Argumentation ist so nicht ganz richtig, denn selbst wenn das gleiche ABS-Modul und das gleiche ABS-Steuergerät verbaut ist, heißt es doch noch lange nicht, dass softwareseitig auch die gleichen Eingriffszeiten programmiert sind.


    Es ist leicht daher gesagt, dass das ABS anfängt zu regeln, wenn das Rad blockiert. Rein messtechnisch gesehen ist es aber gar nicht möglich nur anhand der Signale vom ABS-Sensor festzustellen, ob ein Rad tatsächlich blockiert oder nicht. Vom ABS-Sensor selbst und in Verbindung mit dem ABS-Ring kommt ja während der Fahrt letztendlich erstmal nur über einen gewissen Zeitraum ein Signal und anschließend über einen gewissen Zeitraum kein Signal und dann wieder ein Signal und dann wieder kein Signal usw. usw. usw.


    Bsp.: Angenommen ich fahre konstant 100 km/h und bei 100 km/h kommt vom ABS-Sensor regelmäßig alle 10 ms ein Signal. Plötzlich mache ich eine Vollbremsung woraufhin nach 100 ms immer noch kein Signal vom ABS-Sensor kommt. Woher weiß das ABS-System, dass das Rad bereits blockiert und sich nicht einfach nur vielleicht 10 mal langsamer dreht als vorher oder ich vielleicht schon den Bremsvorgang beendet habe und bereits mit dem Motorrad zum Stillstand gekommen bin?


    Das ABS weiß von selbst erstmal nichts und auch nicht wieviel Zeit bis zum nächsten Signal vom ABS-Sensor bei einer Vollbremsung aus 100 km/h vergehen darf, bevor das Rad blockiert und es den Bremsdruck verringern muss. Sind es 100 ms, 50 ms, 25 ms oder 10 ms? Das ABS weiß nicht wie lang es dauert ein Motorrad von 100 km/h auf 0 zu verzögern.

    Die zeitlichen Kriterien, die entscheiden, ob ein ABS in den Bremsvorgang eingreift oder nicht, müssen deshalb erstmal vorab durch eine entsprechende Programmierung des ABS-Steuergerätes vordefiniert werden.


    Durch die Wahl von Grenzwerten, kann der Hersteller dann festlegen, wie früh oder wie spät ein ABS regulierend in einen Bremsvorgang eingreifen soll. Werden die Eingriffszeiten größer gewählt, lässt das ABS mehr Schlupf zu und ermöglicht so besonders im trockenen eine bessere Verzögerung. Die Nachteile sind dann aber ggf., dass ein Motorrad während einer Vollbremsung im trockenen eher zu einem Stoppie neigen kann und das ABS dann auch im nassen etwas zu spät eingreift und das Rad zu lang blockiert.

    Werden die Eingriffszeiten kleiner gewählt, lässt das ABS weniger Schupf zu, wodurch zwar bei einer Vollbremsung im trockenen weniger Verzögerung erreicht wird, aber das Motorrad während des Bremsvorgangs im trockenen und auch im nassen stabiler und vor allem kontrollierbarer bleibt.


    Ein Hersteller wie Honda hat z.B. in der Vergangenheit häufig sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Motorräder in jeder Situation gut kontrollierbar sind und zum Leid von Hobbyrennstreckenfahrern selbst bei ihren Supersportlern die Eingriffszeiten vom ABS recht kurz gewählt, sodass das ABS recht früh eingegriffen hat.

    Ein Hersteller wie Ducati hat z.B. bei der Abstimmung des ABS eher den sportlichen Ansatz verfolgt und in der Vergangenheit bei manchen Modellen auch bewusst Stoppies zugelassen.

    Bei aktuellen Motorrädern gibt es sogar mittlerweile unterschiedliche Kennlinien mit unterschiedlichen Eingriffszeiten, die im ABS-Steuergerät hinterlegt sind, welche dann teils fest an Fahrmodi gekoppelt sind oder auch manuell vom Fahrer ausgewählt werden können.


    Zu glauben, dass das ABS keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die Stoppieneigung eines Motorrades haben kann, da es eh immer erst auslöst, wenn das Rad blockiert, ist so nicht richtig. Denn die vom Hersteller gewählte Abstimmung des ABS kann sehr wohl einen Einfluss auf die Stoppieneigung eines Motorrads haben und wird vom Hersteller nicht selten auch explizit so ausgelegt, dass die Wahrscheinlichkeit eines Stoppie so gering wie möglich ist.


    Das Gefühl von Graezer, dass die Regelung des Stillstandes deutlich unterschiedlich behandelt und programmiert wird, ist daher nicht nur ein Gefühl.

    Ein ABS erkennt ja nicht wirklich, ob ein Rad blockiert oder nicht! Der ABS Sensor erkennt nur, ob gerade direkt vorm Sensor ein Loch vom ABS-Rings ist oder nicht. Jedes mal wenn ein Loch am Sensor vorbeikommt, gibt der Sensor ein Signal. Über die Häufigkeit der Signale innerhalb eines Zeitraums wird dann die aktuelle Geschwindigkeit des Rades bestimmt. Bremst man nun, werden die zeitlichen Abstände zwischen den Signalen immer größer. Blockiert das Rad, kommt auch kein Signal mehr vom ABS-Sensor. Wieviel Zeit vergehen darf, bis das nächste Signal spätestens kommen muss und das ABS-System nicht mehr davon ausgeht, dass es sich nur um eine starke Bremsung sondern um ein blockierendes Rad handelt, wird von den Herstellern und für einzelne Modelle ganz unterschiedlich festgelegt.


    Ob du nun den Schwerpunkt über die Federbasen/Federvorspannungen senkst oder durch verlängern des Radstandes nach hinten verlegst, ist im Grunde eigentlich egal. In beiden Fällen veränderst du die Geometrie des Motorrades. Die Federbasen senken ist nur weniger aufwendig. Einfach mal ausprobieren