Tauschgeschäft

  • #1

    Das Thema/die Theorie geht mir schon länger im Kopf rum. Und zwar geht es darum, dass viele Motorradfahrer unbewusst die Sicherheitsreserven, die sie sich durch Erfahrung, Trainings etc. aneignen, permanent von einem immer riskanter werdenden Fahrstil auffressen lassen. Unterm Strich heißt das, dass der Sicherheitspuffer Stück für Stück aufgefressen wird, ohne dass man es merkt bzw. sich gar kein richtiger Puffer aufbauen kann, da man den Fahrstil immer wieder daran anpasst.


    Im schlechtesten Fall ist man dann gefährdeter unterwegs als zu Anfang seiner Motorrad Laufbahn.


    Hab mich hier mal etwas ausführlicher daran abgearbeitet.


    Tauschgeschäfte

  • #2

    Dein Gedanke ist es wert gedacht zu werden, aber auch nicht neu, ich kenne das unter "Reserve" statt Puffer, also dem Delta zwischen Fahrvermögen und Fahrmanöver. Trainings sind ein gutes Mittel, Fahrvermögen zu steigern und darüber hinaus in kontrollierter Umgebung ein Gefühl für diese Reserven zu entwickeln, mit dem Ziel, sich bewußt darin zu bewegen und seine Grenzen zu kennen und nicht zu überschreiten.


    Daraus ergäbe sich bei deinem Gedanken die Fragestellung, ob einfach die persönliche Einschätzung der Reserve nicht den Tatsachen entspricht ober todesverachtend ins Risiko gegangen wird, und wenn ja, wäre die Motivation interessant, da ich unterstelle, dass die wenigsten Spass an Verletzung, Schmerzen oder Tod haben werden.


    Ein Einflussfaktor könnte das älter werden sein. Die Fähigkeiten verringern sich, Warnehmung und Refexe werden langsamer, Beweglichkeit wird eingeschränkter, man ist nicht mehr so "sportlich", hat aber immer noch das Bild in sich "Was man mal alles konnte", damals "so voll im Saft".

    Darin könnte eine Gefahr liegen, seine Reserven zu überschreiten. Aber auch hier können Trainings helfen die Fähigkeiten auf den Prüfstein zu stellen und im Zweifelsfall sein Fahren der neuen Realität anzupassen.

    Cu Mick
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    Ich fahr zur Hölle, braucht wer was?

  • #3

    Geht mir da eher um den schleichenden Prozess, dass eben der Fahrstil mit der Zeit immer mehr Richtung Risiko geht (jetzt nicht mal auf halsbrecherische weiße), und damit eben Sicherheitspuffer etc. unbewusst aufgebraucht werden.


    Also gar nicht so sehr um die, die ganz bewusst "fahren wie der Teufel", sondern eher um die, denen dieser Prozess gar nicht so bewusst ist.

  • #4

    Natürlich will man das Erlernte/Erübte auch anwenden. Ob das auch gleichzeitig eine Erhöung des Risikos sein muss?

    Bsp. aus meiner Erfahrung: Bin letztes Jahr mit einer Freundin gefahren die einen frischen Führerschein hatte. Vorne bremsen hat sie sich trotz ABS und so kaum über Führerscheinprüfungsniveau getraut. Sie wusste das und hatte eben einen ewig langen Bremsweg. Wir hatten dann geübt und geübt und geübt.....Jetzt ist die Vorderradbremse auch nicht mehr zur Dekoration da....Sie bremst dafür wesentlich später. Ist das auch ein höherers Risiko? und mit der Zeit wird diese Bremserei imer geübter...bis einem das Risiko zu hoch wird. (Hoffentlich vor einem Sturz etc.)

    Oder z.B. beim Kurventraining. Vorher Blick kurz vors Vorderrad und wacklikes Kurvenfahren. Nach dem Training: weiter Blick und damit auch wesentlich höhere Kurvengeschwindigkeit. Ist das jetzt ein höhrers Risiko?

    Und so kann es doch bei eigentlich jeder erlernten und erübten Fähigkeit einschätzen.

    Ich bin eher der Meinung man hat eine persönliche, individuelle Risikobereitschaft und diese nutzt man aus. Gefährlich wirds, wenn man genau so handeln möchte wie der Geübte mit einer höheren Risikobereitschaft vor einem.

  • #6

    Wie risikobereit man fährt im öffentlichen Raum ist meiner Meinung nach zum grossen Teil eine Charakter -und Altersfrage, unabhängig vom Können!

    Ich glaube nicht, dass mit dem Können das Risiko steigt, bzw. die Risikobereitschaft.

  • #7

    das sehe ich auch so, das Problem hierbei ist aus meiner Sicht die fehlerhafte Selbsteinschätzung.

    Cu Mick
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    Ich fahr zur Hölle, braucht wer was?

  • #8

    Alles eine Frage der Intelligenz.

    Der Fachmann kennt die Gefahren und sollte in der Lage sein, das Risko bewerten zu können.


    Nur weil ich eine Sache x Jahre mache, heisst das nicht, dass ich sie gut mache.

    Wenn ich nicht in der Lage bin aus Erfahrungen zu lernen,mein Handeln zu reflektieren und entsprechend meine Handlungsweisen korrigiere und anpasse, zeugt das nicht gerade von Fähigkeit.

  • #9

    Der Siebte Sinn!

    Der eine hat ihn, der andere nicht. 😉


    Manche Leute verstehe ich aber auch nicht, gewisse Situationen mit Gefahrenpotential sind so offensichtlich und werden trotzdem gekonnt ignoriert.

    Und dabei spreche ich nicht vom fahrerischen Können, sondern vom Lesen von Situationen.


    Erhöhte Vorsicht bei Einmündungen wo ein Fahrzeug einfahren will, langsamer machen, Hand an der Bremse, Blickkontakt suchen.

    Nein, lieber mit 70 durchbrettern (nur mal so als Beispiel). Da muss man sich nicht wundern...

  • #10

    Ich versteh diese Denke, und da ich nicht besonders risikoverliebt bin handle ich eher mal vorsichtig und ziehe zurück.

    Allerdings gäbe es wenig Fortschritt wenn alle Menschen danach handeln würden. Gibt da so nen Satz: Woher weis ich wo meine Grenzen sind, wenn ich sie nie überschritten habe.

    Lesen von Situationen: Richtig, aber ich lese sie ganz anders als ein risikofreudigerer Mensch.

    Wir habens auf dem Moped doch sooo oft. Ich fahr mit 50 km/h um die Kurve, weils mir reicht...obwohl ich genau weis, die Kurve geht auch für mich mit 70km/h ich will aber genug Reserven. Für nen anderen sind die 70km/h noch zu vorsichtig, weil da ja für ihn immer noch genügend Reserven da sind.

    Also geht mit 70km/h...auch mit 75 km/h....auch mit 80km/h...solange bis es knallt. Also liest doch jeder die Situation anders, je nach persönlicher Risikobereitschaft.

    Spiegel in : "die obere Hälfte des Motorrads" hat dies sehr schön mit einem Beispiel hinterlegt. Sinngemäß: Wer fährt schon in eine Kurve so schnell, dass er vor einem auf der Straße nich einsehbaren liegenden Hinderniss noch anhalten kann.

    Auf der anderen Seite: Wer sägt einen Ast ab auf dem er auf der Außenseite sitzt.

    Das Eine riskiere ich, weils sonst kaum weitergehen würde und auch noch nie ein Traktor in der Kurve stand

    Das Andere erkenne ich, und gehe das Risiko eines Sturzes nicht ein.

    2 Mal editiert, zuletzt von Mofa ()

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