Lautstärke Diskussionen

  • #141

    Also wir können uns jetzt gerne über Verhaltenspsychologie streiten :D

    Intrinsische Motivation an sich ist ja top, aber dahin zukommen ist das Problem. Und der "kleine" Teil der Mopedfahrer, die mit ihren "lauten" Bikes, wirst du nicht so einfach intrinsisch motiviert bekommen. Das Standardmodell von bspw Deci und Ryan zeigt ja den schönen Weg von der extrinsischen zur intrinsischen Motivation, in der Realität sieht das aber meiner Meinung nach noch mal ganz anders... und ich seh das beruflich jeden Tag...


    Wo keine intrinsische Motivation vorhanden ist, muss man ja aber trotzdem versuchen das Verhalten zu ändern und das geht leider nur über Strafen und Gesetze bzw. in Verbindung mit diesen. Schau doch mal in die Schweiz, da fährt keine Sau auch nur 5km/h zu viel und wer doch mal zu schnell unterwegs ist und erwischt wurde, macht das danach nie wieder. Verhaltensänderung durch Bestrafung und dabei ist die emotionale Erschütterung meistens so hoch, dass eine Verhaltensänderung eintritt und die Schweiz schafft das mit einem retrospektiven Sanktionen.


    Mit unseren mickrigen Bußgeldern erreicht man keine Verhaltensänderung und keine normverdeutlichende Wirkung. Ganz im Gegenteil: Meiner Meinung nach kann man unser Bußgeldsystem fast als heimliches Verstärkersystem für Verstöße gegen selbiges sehen.


    Prospektive Sanktionen zielen ja auf die intrinsische Motivation ab, aber wie bekommst du das bei den Lautstärkensündern hin? Der Gedanke dabei ist ja, dass bei prospektiven Sanktionen Mitgefühl geweckt wird für bspw. die Anwohner. Das zu erreichen ist harte Arbeit. Da reichen Gesprächsrunden nicht. In der Mobbingpräventation nutzt man hier Tat-Folgen-Gespräche, jedes Wort zählt hier. Sowas ist meiner Meinung nach nur in individuellen Gesprächen machbar und kann nicht auf bspw. Lautstärkenprobleme/Rettungsgasse/Tempolimits... angewandt werden.

  • #142

    Ja das ist alles schön und gut und hört sich wenigstens gut an, aber das ist mir alles zu theoretisch und abstrakt. Man darf die Realität der tatsächlichen Gegebenheiten nicht vergessen und die sind für mich viel komplexer.


    Es ist z. B. in der herrschenden Lehre und Wissenschaft unumstritten, dass hohe Strafen allein, nicht ausreichen, um eine nachhaltige Verhaltensänderung herbeizuführen und z. B. Führerscheinentzug wegen eines zu lauten Auspuffs ist/wäre unverhältnismäßig und mit rechtsstaatlichen Grundsätzen unvereinbar.


    Das Beispiel Schweiz ist für mich keine maßgebende Referenz, weil die haben keine Autoindustrie und auch ein grundsätzlich anderes (vorbildliches) Verständnis von Recht und Ordnung.


    In einem Land wie unserem, in dem es nicht einmal ein Tempolimit auf Autobahnen gibt, wird man sich mit der Akzeptanz und dem Willen zu verschärften Strafen schwer tun.


    Was die Lärmdiskussion um die Lautstärke von Motorrädern betrifft, ist diese für mich vollkommen unangebracht und vorgeschoben aufgesetzt, um einer grundsätzlichen Abneigung gegen motorisierte Zweiräder Bahn zu brechen.

    Es wird als zu laut empfunden, was den gesetzlichen Vorschriften entspricht (in Tirol sogar mit Fahrverboten belegt) und das ist lächerlich und mit einem rechtsstaatlichen Verständnis von Recht und Ordnung unvereinbar. Das passt auch zu Österreich, weil die haben keinen Rechtsstaat im engeren Sinne, sondern einen Obrigkeitsstaat mit rechtstaatlicher Gliederung und Verfassung.


    Gruß


    Thomas

  • #143

    Also dass wir in Österreich keinen Rechtsstaat im engeren Sinne haben, ist für mich eine kühne Behauptung.

    Ich bin auch kein Freund der Einschränkungen in Tirol, aber es sind nicht Fahrverbote im eigentlichen Sinn, sondern Beschränkungen hinsichtlich des Standgeräusches.


    Echte generelle (Wochenend-) Fahrverbote habt ihr in Deutschland (leider) viel mehr, verglichen damit ist Österreich noch ein Paradies.


    Zum Thema Tirol kann ich folgendes Video des österr. Motorrad Magazin sehr empfehlen, da wird deutlich wie Sinn- und Hirnbefreit diese Aktion ist! Trotzdem hat die EU eine entsprechende Beschwerde abgewiesen und die Maßnahme für zulässig erklärt - das sei auch zum Thema rechtsstaatliches Verständnis erwähnt.


    Wir sollten uns alle aber auch mit lauter Fahrweise und grenzlegalen Nachrüstanlagen mal bei der Nase nehmen, es ist leider ein Thema mit zunehmenden öffentlichen Interesse und passt auch gut in den aktuellen Trend der immer größer werdenden Einschränkungen der Freiheit.

    Liebe Grüße,
    Mike

  • #144

    Es stimmt, es ist eine kühne Behauptung, aber das ändert nichts an meiner Meinung. Es ist auch nicht abwertend gemeint, sondern meine Schlussfolgerung.


    Österreich ist sicherlich ein Rechtsstaat, aber mit starken obrigkeitsgeprägten Ausgestaltungen. Wenn mich ein Polizist wegen eines Geschwindigkeitsverstoßes anhand dessen persönlichen Einschätzung der von mir gefahrenen Geschwindigkeit bestrafen kann, kann ich das nicht anders nennen als Obrigkeitsstaat. Aber klar, ist es nur meine persönliche Einschätzung und letztlich obliegt die Ausgestaltung der Gesetze dem Selbstbestimmungsrecht des österreichischen Staates und dessen Bevölkerung.


    Die Fahrverbote in Deutschland bestehen aus Gründen der Verkehrssicherheit in Bereichen, in denen es viele Tote gegeben hat und damit auch aus meiner Sicht zu recht.


    Das bei uns praktizierte Prinzip der Bestrafung nach dem sog. Mehrfachtätersystem ist für mich das beste überhaupt, ein Vergehen normale Strafe, mehrere Vergehen in einem bestimmten Zeitraum Erhöhung der Strafe bis hin zu Fahrverbot. Das hat z. B. bei unserem Geschäftsführer dazu geführt, dass er für einen Geschwindigkeitsverstoß von 21 Km/h € 188 Strafe und ein Fahrverbot von einem Monat bekommt. Nicht schön, aber wegen der Verstöße in letzten 9 Monaten vom Gesetz so vorgesehen und das genügt mir persönlich um zu wissen, wie ich mich zu verhalten habe.


    Aber schön zu diskutieren und meine Ansichten sind sicherlich nicht unumstritten.


    Gruß


    Thomas

  • #145

    mich würde mal interessieren was für ein Punk abging, wenn zum Thema Veränderung in der Kindererziehung mit draconischen Strafen argumentiert würde...

    Das hatten wir mal, oder?

    Cu Mick
    ____________________________________

    Ich fahr zur Hölle, braucht wer was?

  • #146

    Ja klar die Zeiten von drakonischen Strafen sind schon längst vorbei bzw. die sind ja aus dem Mittelalter. Das ist heute kein Thema mehr. Solche Forderungen kommen generell von der Exekutive (Polizei), weil die meinen, wenn man mit Kanonen auf Spatzen schießen könnte, dann hätte man es leichter. Deshalb gibt es bei uns die Gewaltenteilung und die Legislative entscheidet über die Höhe der Strafen und die sieht es nüchterner und realistischer und ein einzelner Verstoß ist zunächst als solcher zu behandeln, nur bei gehäuften Verstößen dann kann und muss man nachschärfen. Ich finde das ganz klar, einsichtig und nachvollziehbar.


    Wenn mir wegen einmal z. B. ohne Db-Killer fahren sofort der Führerschein genommen werden könnte, dann stünde das ganz klar außer Verhältnis zum Strafanspruch des Staates, aber ich weiß dann, dass ich mir das nicht mehr weiter erlauben kann, weil beim nächsten Mal wird es dann zu Recht ungemütlich. Das zu wissen sollte genügen und genügt dann in der Regel auch und die Unbelehrbaren sind dann nicht so viele. Man könnte auch sagen, wenn einer mit einem extrem lauten Auspuff fährt, na ja den haben sie noch nicht erwischt. Mal sehen.


    Gruß


    Thomas

  • #147

    Für mich stellt sich auch immer die Frage der Verhältnismäßigkeit, hier zu anderem Lärm.

    Wo fängt man an, wo hört man auf?

    Da ballert zig mal am Tag der Bauer mit dem Traktor durch mit einem ohrenbetäubenden Lärm, aber iss egal weil landwirtschaftliches Gerät. Das gleiche mit Quads (versteh bis heute nicht warum da nix geändert wird), oder LKW's.

    Und dem Mopedfahrer macht man das Leben schwer.

    Andererseits bin ich gestern hinter zwei Kollegen her gefahren (Chopper, was sonst) dass ich meine XSR nicht mehr gehört habe. Unglaublich laut.

    Und meine SC Anlage ist nun auch nicht super leise...

    Da muss man sich nicht wundern...

  • #148

    Es kommt ja nicht nur auf den einzelnen an. Es geht darum, dass im bestimmten Hotspots übertrieben wird. Wenn alle Stunde mal ein Motorrad vorbei fährt ist das nicht schlimm. Wenn aber scharenweise die Biker über bestimmte Straßen fahren ist das was anderes. Dann sind dann noch x Prozent unbelehrbare dabei und das Fass läuft über. Und dann müssen wir damit leben. Darum ärgere ich mich dass a die neuen Motorräder zu laut sind und noch viele Klappenauspuffe haben und b über die die unbedingt Zubehör Töpfe drauf machen müssen. Z.B SC Project sind meiner Meinung nach viel zu laut. Dann haut das eben mit 93db Standeräusch nicht mehr hin.

  • #149

    STANDGERÄUSCH hört aber keiner, sonder man hört ein FAHRGERÄUSCH, und das hat wenig bis gar nichts mit dem Standgeräusch zu tun. Ich kann mit meiner XSR ohne Probleme in Zolder Runden drehen, und hier wird an 2 Vollgasstellen (>9K und ziemlich zügig) permanent gemessen, und mit über 98 DB gibt es den sofortigen Pausentee, ud noch mal Vollgas mit Zubehör-Auspuff!!!!.


    Dieses Palaver um das Standgeräusch ist doch Null zielführend in Richtung einer Lösung, es ist lediglich der einzige Wert den man mal so eben messen kann.

    Ich würde mir weniger Polemik zu dem Thema und mehr Sachdisskussion wünschen.
    Ich habe das Gefühl hier will man die Sau durchs Dorf treiben und es spielt keine Rolle das man Nachbars Pudel erwischt hat.

    Cu Mick
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    Ich fahr zur Hölle, braucht wer was?

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